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ennst du auch jemanden, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist? Der stets seine Haltung bewahrt und immer ausgeglichen wirkt? Lass dich nicht täuschen. Auch diese Superhelden des Alltags haben schlechte Zeiten und fühlen sich manchmal nicht im Gleichgewicht mit der Welt. Allerdings arbeiten sie kontinuierlich an ihrer Zufriedenheit und inneren Ausgeglichenheit. Zu 100 % kann das niemanden gelingen, aber darauf kommt es auch nicht an. Wichtig ist, wieder zurück ins Gleichgewicht zu finden. Das bedarf ein hohes Maß an Stärke, welche sich auf sogenannten Schlüsseleigenschaften für eine tiefe, innere Ausgeglichenheit auszeichnet. Welche dies sind, hat jetzt ein Schweizer Forscherteam herausgefunden.

Ausgeglichenheit steht für Glücklichsein

Wann sind wir glücklich? Der Moment von Glück ist mit einer akuten Sorglosigkeit verbunden. Wir fühlen uns leicht und im Reinen mit der Welt. Alles erscheint ein wenig schöner und unproblematischer. Und dann gibt es noch das eigentliche Glücklichsein, was ein Grundzustand von Zufriedenheit ist. Es hat nichts mit kurzer Euphorie zu tun, sondern vielmehr mit einer fundierten Ausgeglichenheit. Sie ermöglicht uns nämlich, unsere Probleme zu lösen und Schwierigkeiten zu überwinden.

Einigen Menschen gelingt es besser, mit den kleinen und größeren Herausforderungen des Lebens umzugehen. Sie sind kontrolliert, ohne abgebrüht zu sein. Sie wissen, was sie wollen, ohne über Leichen zu gehen. Sie führen ihr Leben stabil, ohne die Flexibilität zu vernachlässigen.

Das ist kein leichter Balanceakt. Er bedarf eine klare Sicht auf die Dinge und Erfahrung sowie Besonnenheit. Doch was ist noch dafür erforderlich?

Ein Psychologenteam aus der Schweiz hat sich dem Thema Ausgeglichenheit intensiv angenommen. Es hat mithilfe einer Studie zehn grundlegende Werte definiert, die das psychische Gleichgewicht maßgeblich beeinflussen.

Psychisches Gleichgewicht: 10 Einflussfaktoren

  • Ich bestimme, wie ich mein Leben gestalte. – Selbstbestimmtheit
  • Ich bin neugierig auf Neues. – Stimulation
  • Ich kann schöne Dinge genießen. – Hedonismus
  • Ich arbeite bewusst daran, erfolgreich in dem zu sein, was ich tue. – Erfolg
  • Ich bin bestrebt, Einfluss und Mittel zu gewinnen. – Macht
  • Ich fühle mich in der Regel überall sicher. – Sicherheit
  • Ich befolge soziale Regeln, um den Mitmenschen respektvoll gegenüberzutreten. – Konformität
  • Ich glaube an die Ideen, Normen und Werte meiner Kultur oder meiner Religion. – Tradition
  • Ich möchte, dass es meinen Liebsten gut geht. – Wohlwollen
  • Ich achte darauf, was auf der Erde passiert, denn unser Planet ist mir wichtig. – Universalismus

Das Forscherteam analysierte, dass all diese zehn Werte wichtig sind und sich im unterschiedlichen Ausmaße auf die psychische Balance des Einzelnen auswirken. Je nach Situation passt der ausgeglichene Mensch seine Werte an und setzt smart Prioritäten. Sollte ein Wert für eine Angelegenheit eine geringere Bedeutung haben als ein anderer, heißt das nicht, er wäre grundsätzlich unwichtiger. Unser Wertesystem an sich ist von Bedeutung für die innere Harmonie, Balance und Ausgeglichenheit. Daraus schöpfen wir Stärke und Problemlösungsstrategien in schwierigen Zeiten.

Die 3 wichtigsten Eigenschaften ausgeglichener Personen

Emotionen bereichern unser Leben, aber können es auch ganz schön ins Wanken bringen. Ausgeglichene Menschen wissen darum und hinterfragen sich und ihr Tun daher fortlaufend. Irgendwann läuft dieser Prozess ganz automatisch ab, ohne jemals frei von Fehlern zu sein. Sie gehören zum Leben.

Doch was zeichnet bezüglich des genannten Wertesystems ausgeglichene Menschen besonders aus? Wieso sind sie psychisch stabiler als andere? Auch darauf hat das Schweizer Psychologenteam spannende Antworten.

Ausgeglichene Menschen haben Werte, die Halt geben.

Personen, die psychisch ausgeglichen sind, halten besonders stark an ausgeprägten Werten fest. Sie definieren sich durch diese Werte. Das kann ein religiöser Glaube sein. Bei anderen ist es die Fokussierung auf ein möglichst eigenständiges, souveränes Leben. Bei anderen wiederum geben Lebensgenuss oder die Beziehung zur Familie Halt. Die Werte lassen sich somit austauschen. Wichtig ist nur, dass diese Kernwerte Trost spenden und stabilisieren. Sie tragen damit direkt zum Wohlbefinden bei und geben Sicherheit.

Ausgeglichene Menschen verharren nicht starr in ihren Werten.

Diese Aussage mag ein Paradoxon zu der vorab getätigten Feststellung sein. Ist sie aber nicht. Psychisch ausgeglichene Menschen besitzen nämlich ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Sie sind nicht starr im Verhalten, sondern passen die Priorisierung ihrer Werte flexibel auf die Situation an. Konkret bedeutet das: Eine sehr zielstrebige Person, für die der berufliche Erfolg ein wichtiger Wert ist, kann sich auch Erholung gönnen, wenn Körper und Geist danach verlangen.

Ein anderes Beispiel betrifft einen Familienmensch. Erkennt er, dass sein geliebtes Kind unbedingt im Ausland sein Glück suchen möchte, lässt er es ziehen. In eine Persönlichkeitskrise gerät solch eine Person nicht, denn sie hat die innere Stärke und Ausgeglichenheit, mit ihrem Wertesystem flexibel umzugehen.

Ausgeglichene Menschen schaffen den Balanceakt zwischen Selbstfürsorge und Fürsorge für andere

Der Mensch ist ein soziales Wesen, aber darf sich selbst nicht vergessen. Fürsorge für andere ist ebenso wichtig wie für sich selbst. Deswegen investieren ausgeglichene Personen circa genauso viel Zeit und Mühe in sich selbst wie in ihre Mitmenschen. Es gibt einen gesunden Ausgleich zwischen beiden Spannungsfeldern. So bleibt hinreichend Zeit für die eigenen Interessen wie beispielsweise dem Hobby des Bastelns wie dem Zusammenkommen mit Freunden.

Hält sich die Zeit für einen selbst und seine eigenen Bedürfnisse mit der Zeit, die wir für andere investieren, in der Waage, scheint sich das positiv auf die seelische Balance auszuwirken. Ein Übermaß in die eine oder andere Richtung macht den Menschen psychisch angreifbarer.

Glücklicher sein mit mehr innerer Ausgeglichenheit

Ausgeglichenere Menschen sind glücklicher als solche, die sich vom Leben hin- und herschaukeln lassen. Es ist normal, dass uns Einflussfaktoren von außen aus dem Gleichgewicht bringen. Wir sind nicht aus Stein. Wir haben Emotionen und das ist auch gut so. Wichtig ist nur, sich letztlich nicht von ihnen beherrschen zu lassen und wieder den Weg zu uns zurückzufinden. Das kann manchmal Zeit brauchen, denn manche Lebenskrisen treffen uns hart. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als immer wieder die Situation und uns zu reflektieren. Was können wir tun, um das Beste aus der Lage zu machen? Was liegt in meiner eigenen Macht? Parallel dazu geben persönliche Beziehungen Halt und Stabilität. Sie auch außerhalb der Krisenzeiten zu pflegen, sollte ein inneres Bedürfnis sein. Auch das dient der Krisenvorbereitung. Was in unserem Leben passiert, können wir nicht immer beeinflussen. Wie wir damit umgehen, allerdings schon.

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Photo by Radu Florin on Unsplash

Publiziert am 
Jan 14, 2022
 in Katgorie
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