elanie war überglücklich, als sie Marc traf. Sie glaubte, er könnte endlich ihr Traummann sein. Doch bereits zu Beginn der Partnerschaft schlich sich bei ihr ein Unwohlsein ein, welches nicht verschwand. Sie versuchte, es zu ignorieren. Das lag nicht nur an ihrem Wunsch, die Beziehung möge ewig halten, sondern auch an ihren Freunden. Sie fanden Marc überaus nett und spannend. Wieso verunsicherte er Melanie aber? War er ein schlechter Typ? Lag es an ihr?
Was ist toxisch?
Bereits seit einigen Jahren kursiert der Begriff „toxisch“, um eine Beziehung zwischen zwei Personen zu beschreiben, die schädlich ist. Damit ist klar: Eine toxische Beziehung ist nicht gut. Typisch für sie sind folgende Merkmale:
- kontrollierendes Verhalten, einschließlich Eifersucht und Besitzergreifung
- ständige Kritik, Beleidigungen oder abwertende Bemerkungen
- gewalttätiges oder aggressives Verhalten sei es physisch oder verbal
- Unfähigkeit, Kompromisse einzugehen oder Konflikte konstruktiv zu lösen
- Isolierung von dem sozialen Umfeld
- emotionale Ausbeutung oder Manipulation
- fehlender Respekt für persönliche Grenzen oder Wünsche
Doch was ist, wenn Anzeichen wie diese komplett fehlen und der eine Partner sich trotzdem mit dem anderen unwohl fühlt? Was steckt dahinter? Kann es Personen geben, die nicht für jeden toxisch sind?
Toxisch ist nicht gleich Toxisch
Eine Person, die auf dich toxisch wirkt, löst bei dir konstant negative Gefühle aus. Sie verunsichert dich und bestärkt deine Selbstzweifel, was wiederum dem Selbstwertgefühl schadet. Solche Personen können dich regelrecht krank machen – psychisch wie physisch. Teilweise verbergen sich dahinter Menschen mit einer gestörten Persönlichkeit. Ihre persönlichen Schwächen versuchen sie durch einen unbändigen Kontrollzwang, Manipulationsversuche, Erniedrigung anderer Personen und Gewalt auszugleichen.
Ob Partner, Freund, Chef oder Kollege: Solche Menschen im direkten Umfeld zu haben, solltest du unbedingt vermeiden.
Sie stehen nicht nur deinem Glücklichsein, sondern auch einer gesunden Seele im Wege.
Und dann gibt es da noch Personen, die all diese Merkmale nicht aufweisen, aber dennoch schädlich für dich sind. Sie auszumachen, fällt schwerer, denn ein klares Fehlverhalten liegt nicht vor. Woran liegt das? Wie in unserem Anfangsbeispiel mit Melanie können dies Menschen sein, die nicht per se schlecht sind, aber für dich oder deine aktuelle Lebenssituation toxisch sind.
Warum manche Menschen für dich toxisch sein können: 4 Gründe
1. Eure Werte und Ansichten unterscheiden sich deutlich.
Die Welt ist bunt und es gibt nicht nur den einen richtigen Weg, das Leben zu führen. In manchen Fällen unterscheiden sich die Werte, Ansichten und Lebensziele von zwei Menschen so stark voneinander, dass sich eine toxische Beziehung entwickeln kann. So kann beispielsweise die Gewohnheit des einen Partners, sich ständig auf gesellschaftlichen Anlässen zu tummeln, für den anderen problematisch sein. Er empfindet die oberflächlichen Bekanntschaften als Belastung, während sein Partner sie genießt.
2. Du kannst mit den Eigenschaften des anderen nicht umgehen.
Sicherlich hast du im Leben bereits Personen getroffen, mit deren Charakter du nicht oder nur schwer umgehen kannst. Wären sie ständig in deinem Umfeld, wäre dies eine große Belastung für dich. Solche Personen kosten viel Kraft, denn sie sind anstrengend. Ein gutes Beispiel dafür ist der unterschiedliche Umgang mit Gefühlen. Es gibt Menschen, die sagen und zeigen ungefiltert, was sie fühlen und denken. Wer damit nicht umgehen kann, der wird sich langfristig schwertun, eine enge Beziehung zu solch einer Person aufrechtzuerhalten. Es ist zu stressig, denn das Verhalten wird als zu impulsiv, zu unkontrolliert, zu aggressiv und zu unhöflich wahrgenommen. Andere hingegen schätzen gerade diese brutale Offenheit und fehlende Gefühlsregulierung. Für sie ist dies ein Zeichen von Ehrlichkeit.
3. Der andere weckt bei dir unangenehme Erinnerungen.
Jeder von uns trägt seine persönlichen Wunden aus der Vergangenheit mit sich. Einige davon kennst du sehr gut, weswegen du dich vor ihnen schützen kannst. Andere hingegen sind dir unbekannt oder du hast sie nicht verarbeitet. In diesen „Triggern“ liegt eine gewisse Gefahr, denn sie können unangenehme Erinnerungen hervorrufen, die dich traurig oder wütend machen. Vielleicht werfen sie dich sogar komplett aus der Bahn. So hilfreich es sein kann, sich ihnen zu stellen und an ihnen zu arbeiten, so schädlich können sie sein, wenn du dich ihnen unbewusst immer wieder aufs Neue aussetzt. Du brauchst Raum und Zeit, dich mit deinen Triggern konstruktiv auseinanderzusetzen. Ansonsten zermürben dich diese emotionalen Narben und können dir schaden. Eine Person, die mit der Ursache für deine Wunden nichts zu tun hat, kann dennoch diese Trigger drücken. Zum falschen Zeitpunkt kann dies verheerend für dein Glücklichsein sein.
4. Der andere drängt dich in eine Rolle, die du nicht erfüllen willst.
In dir verbergen sich viele Seiten. Du bist überaus facettenreich, was du sicherlich bereits bemerkt hast. Zeigen tut sich dies nicht nur an unterschiedlichen Interessen, sondern auch an den verschiedenen Bekanntschaften und Freundschaften, die du pflegst. Einige Freunde wecken in dir vielleicht eher den Partygänger, während andere deine nachdenkliche Seite ansprechen. Mit den einen kannst du stundenlang alte Filme anschauen und in längst vergangenen Zeiten schwelgen, während du mit den anderen die neusten Computertrends durchgehst. All das ist ganz wunderbar. Leider kann es jedoch auch Menschen geben, die dich – bewusst oder unbewusst – in Rollen drängen, die du gar nicht einnehmen möchtest. Sie sprechen bei uns Seiten an, die wir an uns nicht mögen oder in die wir nicht (mehr) hineinpassen. Ein typisches Beispiel dafür sind deutlich ältere Geschwister, die noch im fortgeschrittenen Erwachsenenalter konsequent ihre Rolle als dominanter, allwissender Bestimmer übernehmen möchten. Oder du hast einen Freund, der dich weiterhin zu feuchtfröhlichen Partys mit One-Night-Stands überreden möchte, obgleich du diese Phase bereits hinter dir gelassen hast. Du suchst inzwischen Ruhe sowie Beständigkeit und keine Extreme.
Tipps zum Umgang mit für dich toxischen Menschen
Eine Person kann auf dich toxisch wirken, aber nicht auf andere. Sie steht mit ihren Verhaltensweisen deinem Glück entgegen, weswegen eine Trennung naheliegt. Das ist nicht schön und erfordert oft ein großes Maß an Überwindung sowie Liebe für sich selbst, aber letztlich fühlst du dich besser. So weit, so gut.
Doch das Leben ist nicht in Schwarz und Weiß aufgeteilt. Es gibt Grauzonen. Ist dein Gegenüber nicht per se schlecht, sondern löst bei dir aus persönlichen Gründen ein Unwohlsein aus, solltest du dieses im ersten Schritt hinterfragen. Woran liegt das?
Vielleicht verbirgt sich darin die Hoffnung und ein großes Potenzial, um zu wachsen. Bist du dazu bereit, kannst du die für dich als toxisch erachtete Person als Herausforderung ansehen. Sie kann dir (un)bewusst dabei helfen, dich mit dir intensiver auseinanderzusetzen und dich besser kennenzulernen und dabei vielleicht zu größerer Toleranz gelangen - wenn du das willst.
Diese Chance solltest du aber nur ergreifen, wenn du dir sicher sein kannst, dass dein für dich toxisches Gegenüber nur gute Beweggründe hat, mit dir Zeit zu verbringen. Hat die Person hingegen eine allgemein toxische Persönlichkeit, sind Beziehungen mit ihr immer schädlich. Ob der eingangs erwähnte Marc, zu diesem Personenkreis zählt, lässt sich schwer abschätzen. Manch ein Mensch, der durch und durch toxisch ist, zeigt diese schädliche Eigenschaft nämlich nur dem eigenen Partner.