as Altern geht mit vielen Kontrasten einher. Der eine meint, Senioren sind besonders gelassen und weise. Der andere sieht die körperlichen Gebrechen im Vordergrund, was die Lebensqualität schmälern würde. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit oder das, was dem „Durchschnittssenior“ am nächsten kommt. In der Tat ist nach Studien in Deutschland die Mehrheit der Rentner zufrieden. Einige bezeichnen sich sogar als glücklich. Doch was heißt das eigentlich: Glücklich sein im Alter.
Die Gesundheit macht’s
Ganz gleich, wie alt Sie sind, ohne Gesundheit fällt alles im Leben schwerer. Mit dem Altern steigt die Wahrscheinlichkeit, typische „Altersleiden“ zu entwickeln. Es zwickt hier und da. Die Sicht verschlechtert sich zunehmend und der Metabolismus verlangsamt sich. Solange keine ausgeprägten Schmerzen hinzukommen, lässt sich mit diesen Leiden gut umgehen. Darüber hinaus haben sich die Verhältnisse verändert. In der Bundesrepublik ist die Lebenserwartung hoch und viele Personen um die 65 Jahre fühlen sich noch fit.
Sie fahren mit dem Fahrrad, engagieren sich für gemeinnützige Zwecke und erfreuen sich am Leben.
Das eigentliche Altern beginnt bei ihnen erst mit Überschreiten der 70 Jahre. Jetzt nimmt der Gesundheitszustand kontinuierlich ab und auch die Zufriedenheit verschlechtert sich. Doch hierbei ist anzumerken, dass die Zufriedenheit im hohen Alter mit der Gesundheit und der Selbstständigkeit korreliert. Ist der Senior noch gesund und kann sich selbständig um sein Leben kümmern, fühlt er sich weiterhin glücklich.
Glücklichsein ist typbedingt
Glücklichsein ist erlernbar. Leider haben es manche Menschen nie gelernt, sich im Leben glücklich zu fühlen. Sie sind ständig unzufrieden. Wer bereits in jungen Jahren so gewesen ist und daran nicht gearbeitet hat, wird auch im Alter nicht plötzlich glücklich sein. Es gibt Menschen, die suchen förmlich nach dem berühmten „Haar in der Suppe“. Für sie gibt es immer etwas, über das sie sich beschweren können. Sie ziehen Negatives förmlich an. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Menschen in der Tat, süchtig nach negativen Gefühlen sein können. Sie sind daran gewöhnt und ‘das Gewöhnte ist gut’. Wer hingegen bewusst sein Herz und seinen Geist fürs Glücklichsein öffnet, ist auch im Alter zufriedener, ausgeglichener und glücklicher. Auf solche Menschen können selbst kleinere Katastrophen einbrechen. Sie meistern sie mit Bravour und bleiben nicht dauerhaft traurig oder gar verbittert.
Selbstbestimmung als Kernfaktor
Eines der Grundbedürfnisse des Menschen ist die Autonomie. Er möchte gern selbst Entscheidungen treffen und diese realisieren. Wird ihm diese Freiheit genommen, reagiert er darauf mit Wut oder Traurigkeit. Deswegen ist es auch für ältere Menschen so wichtig, sich ihre Selbstbestimmung so lange wie möglich erhalten zu können. Wo immer es geht, sollten sie in ihrem gewohnten Umfeld verbleiben und sich selbständig um ihr Leben kümmern. Zwar mag der Spaziergang zum Supermarkt für Außenstehende mühsam erscheinen, aber er ist wichtig. Er ist Teil der Selbstbestimmung und der Unabhängigkeit. Zugleich hält er körperlich und geistig fit, was ebenfalls wichtige Kriterien fürs Glücklichsein sind.
Und was ist, wenn der körperliche Zustand die komplette Selbstbestimmung nicht mehr ermöglicht?
Positiv eingestellte Menschen verzagen auch dann nicht. Sie akzeptieren die altersbedingten Einschränkungen und suchen sich die Freiheit in anderen Bereichen. Dies kann die Wahl des Essens, des Fernsehprogramms, des Geschenks fürs Enkelkind und vieles mehr sein. Auch wer viel im Bett liegen muss, kann noch Entscheidungen treffen.
Die Umstände akzeptieren
Unser Leben ist wie ein Fluss. Ohne es stoppen zu können, fließt es immer weiter. Im Zuge dessen verändern sich der Körper und das Leben um uns herum. Oft nehmen wir gar nicht wahr, wie alt wir sind. Erst wenn uns Außenstehende als Senior betiteln oder uns Hilfe beim Tragen anbieten, merken wir: Oh, wir gehören jetzt zu der Bevölkerung des dritten Lebensabschnitts. Dies darf jedoch nicht stressen. Wir müssen es akzeptieren und das Beste daraus machen. Glückliche Rentner tun dies. Sie entdecken die Vorzüge des Alters und nehmen die Veränderungen der Lebensumstände sowie des Körpers an. Es ist so, wie es ist. Wenn sich etwas nicht ändern lässt, bleiben nichts anderes als Akzeptanz und bewusste Anpassung. Wer dies beherrscht, ist glücklich. Hierbei ist anzumerken, dass die oft zitierte „Gelassenheit des Alters“ dabei hilft. Senioren fühlen sich in der Regel nicht mehr so angetrieben wie jüngere Menschen. Jüngere stecken oft in einer produktiven Unzufriedenheit, die ihre Vor- und Nachteile hat.
Vorausschauend handeln
Auf die Änderungen, die mit dem Altern kommen, stellen sich glückliche Senioren ein. Sie verschließen davor nicht die Augen, sondern bereiten sich darauf vor. Das beginnt beim Schreiben des Testaments und einer auf Senioren abgestimmten Ernährung und reicht bis zum barrierefreien Umbau des Badezimmers, bevor die Beine sich nicht mehr in die Badewanne heben lassen. Wer sein Altern einplant, wird davon nicht überrascht. Stattdessen freut er sich darüber, dass er vorbereitende Maßnahmen getroffen hat.
Sie können lernen, glücklich zu altern
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Das althergebrachte Sprichwort stimmt häufig, aber nicht immer. Sie können auch als Senior noch lernen, glücklich zu sein. Es ist eine Frage der Einstellung. Sich diese Einstellung anzueignen, bedarf mentaler Arbeit.
Wer im Alter noch bereit ist, Neues zu lernen, verpasst nicht komplett den Anschluss ans aktive Leben.
So eröffnen sich für einen Rentner neue Welten, wenn er lernt, wie man z. B. mit What’sApp per Videocall in engem Kontakt mit seiner Familie bleiben kann. Solche Dinge lohnen sich, denn Sie tragen im Alter dazu bei, glücklich zu sein. Großes Geld ist dafür übrigens nicht erforderlich, sofern die Rahmenbedingungen – Unterkunft, hinreichend Essen, medizinische Versorgung etc. – stimmen.
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