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ine toxische Beziehung gleicht einer Berg- und Talfahrt. Es gibt extrem schöne Momente, auf die extrem schreckliche Momente folgen. Letztlich ist die Beziehung durch Liebe und Leidenschaft ebenso geprägt wie durch Hass und Trennungsandrohungen. Hinter diesem ständigen Richtungswechsel stecken emotionaler Missbrauch auf der einen Seite und Abhängigkeit auf der anderen Seite. Das ist eine fatale Mischung, die einem grundlegenden Gefühl des Glücklichseins entgegenstehen.

Wie fängt eine toxische Beziehung an?

Toxisch bedeutet giftig. Eine toxische Beziehung ist damit keine gesunde Beziehung. Sie macht kaputt. Doch wie konnte es dazu kommen? Niemand wird eine Partnerschaft beginnen, wenn sie von Anbeginn schlecht ist. Und genau hier liegt der sprichwörtliche Hund begraben. Die Partnerschaft war zu Anfang außergewöhnlich gut.

Wie fast jede Paarbeziehung beginnt sie damit, dass eine Person bei einer anderen eine tiefe Sehnsucht erfüllt.

Eine Lücke wurde geschlossen. Nach ein paar Wochen oder gar erst Monaten zeigt sich jedoch der Unterschied zu einer nicht-toxischen Beziehung. Auf einmal kann/will der Partner diesem Gefühl, eine tiefe Sehnsucht erfüllt zu haben, nicht mehr entsprechen. Das Gefühl, was er einst vermittelt hat, entzieht er nun seinem Partner. Das tut er zu exakt dem Zeitpunkt, an dem sich der andere entspannt und wohlfühlt. Er stellt die Beziehung infrage und löst damit ein Gefühlschaos aus, wie es Abhängige kennen. Ein irrsinnig tiefer Schmerz wird empfunden. Für den Leidenden gibt es nur eine Person, die diesen Schmerz lindern kann: der Partner. Und hier beginnt der Teufelskreis. Der Leidende tut nun alles, um das anfängliche Gefühl zurückzubekommen. Dadurch wird er verletzbar und manipulierbar. Oft werden Dinge getan, die er vorher nie getan hätte: Vernachlässigung von Freunden und Familie, hohe Geldausgaben etc.

So glücklich wie nie zuvor - so unglücklich wie nie zuvor

Das größte Problem einer toxischen Partnerschaft ist, dass immenses Glück empfunden wird. Betroffene berichten häufig, dass sie noch nie so glücklich waren. Sie führen scheinbar eine perfekte Beziehung, die fast schon an einen absoluten Wahnsinn grenzt. Überschwänglich berichten sie ihren Freunden davon, die dies anfänglich als normale Schwärmerei abtun. Geht es nicht jedem so, der verliebt ist?

Auf das große Glück folgt dann die Traurigkeit, die der Partner durch Liebesentzug erreicht.

Was jetzt? Der Leidende verliert den Kontakt zu sich selbst und zu der Fähigkeit, selbständig Probleme zu lösen. Er glaubt nicht mehr an sich selbst und stellt das komplette Leben infrage. Das mindert die Selbstachtung immens. Genau darauf zielt der Partner jedoch ab. Sobald die Selbstachtung schwindet, ist diese Person einfacher zu instrumentalisieren. Das liegt daran, dass die Person nun stärker auf die Belange des Gegenübers Rücksicht nimmt, als sich selbst wahrzunehmen. Und genau hier wird ein Grundproblem deutlich: Wenn ich alles für das Glück des anderen tue, vergesse ich mein eigenes Glück. Vergesse ich mein eigenes Glück, bin ich nur wenige Schritte vom Unglücklichsein entfernt.

Hinweis: An dieser Stelle sei anzumerken, dass es natürlich wichtig ist, für das Glück des Partners etwas zu tun. Doch dies darf nicht blind und ständig auf die eigenen Kosten geschehen. Zudem darf dich niemand dazu manipulieren, etwas für ihn/sie zu tun.

Wie erkenne ich eine toxische Beziehung?

Es ist nicht leicht, eine toxische Beziehung zu erkennen, wenn du selber in einer gefangen bist. Nur weil du gerade in deiner Partnerschaft traurig bist, heißt das nicht gleich, dass dein Partner toxisch agiert. Schau dir diese Fragen an. Solltest du davon mehr als vier mit einem klaren „Ja“ beantworten, kann es aber sein, dass eine toxische Beziehung deinem Glück entgegensteht:

1. Gibt dir dein Partner das Gefühl, du reichst nie aus und du bist nicht gut genug für ihn?

2. Dein Partner hat dich verletzt: Musst du häufig auf eine entlastende Entschuldigung warten?

3. Vertraust du deinem Partner und betrachtest du sein Verhalten gleichzeitig mit großem Entsetzen?

4. Fühlst du immensen emotionalen Stress, weil du glaubst, du bist an allem irgendwie schuld?

5. Schau in den Spiegel: Meinst du, du hast an Vitalität und Kraft verloren, weshalb du müde und traurig aussiehst?

6. Im Gespräch mit deinem Partner: Gibst du ihm oft recht, damit er ruhig ist und der Druck in dir nachlässt?

7. Hat dich dein Partner von Freunden und Familie isoliert?

8. Bemühst du dich, um ein Übermaß an Ehrlichkeit, da du ansonsten Angst hast, er könnte dir eine kleine Schwindelei ansehen?

9. Du hast etwas nicht getan oder gesagt: Hast du dich trotzdem bei deinem Partner dafür entschuldigt?

10. Ist dir häufig passiert, dass dein Partner dir etwas vorwirft, was er selbst getan hat?

Die toxische Beziehung: ein steter Überlebenskampf

Eine toxische Beziehung gleicht einem andauernden Überlebenskampf. Ein Dauerstress entwickelt sich, der zunehmend erschöpft und sogar ein Burnout bewirken kann. Bei manchen Betroffenen macht auch die Schilddrüse schlapp oder es entsteht ein Magen-Darm-Problem.

Auf der psychologischen Ebene findet ein allgemeiner Verlust des Erinnerungs- und Urteilsvermögens statt. Das begründet sich in dem Verhalten des toxischen Partners. Er verdreht die Wahrnehmung. Darüber hinaus macht er andauernde Richtungswechsel und Trennungsandrohungen. Solch ein Verhalten hat den Zweck, dass der Betroffene den Kontakt zu sich selbst verliert und seine innere Stimme nicht mehr hört. Diese würde ansonsten laut schreien: „Da stimmt was nicht!“

Wie werde ich in einer toxischen Beziehung glücklich?

Gar nicht. Du wirst nie dauerhaft glücklich sein können, wenn dein Partner toxisch agiert. Er hat vorrangig sein Interesse im Sinn: Dich zu manipulieren. Langfristig ist demnach eine Trennung unausweichlich. Das klingt sehr einfach, ist es aber nicht. Betroffene haben viel Gefühl in die Beziehung investiert. Sie waren in einem Glückstaumel. Dann folgte der tiefe Fall und sie würden gern das Glücksgefühl zurück haben.

Aus diesem Grund agieren sie wie Süchtige und laufen zu ihrer schädlichen Droge zurück – trotz Leid, Schmerzen und Druck.

Sie haben doch so viel an Gefühl investiert, weswegen sie die Partnerschaft nicht aufgeben möchten. Gerade die negativen Emotionen und damit der Schmerz lässt die Bindung so fest werden.

Was ist zu tun? Am wichtigsten ist es, dass du dich um dich selbst kümmerst. Über eine Trennung musst du im ersten Schritt nicht nachdenken. Stattdessen solltest du an einer „Entschuldung“ deiner selbst arbeiten. Über lange Zeit hinweg ist dir suggeriert worden, du wärest an allem schuld. Irgendwo in dir selbst weißt du, dass das nicht stimmt. Sicherlich bist du nicht perfekt, aber du musst keine Generalschuld mit dir herumtragen. Diese Last ist nicht fair.

Übe einen sanften, nachsichtigen Umgang mit dir selbst.

Auf diese Weise kannst du Kraft tanken. Sobald du Entlastung durch deine „Entschuldung“ spürst, kannst du wieder klarer denken. Du erkennst Zusammenhänge besser, was die Basis dafür ist, gesunde Entscheidungen zu treffen. Hast du diesen Punkt erreicht, kannst du alles dafür tun, von Herzen glücklich zu sein. Du hast es verdient!

Obiges Konzept "Glücklichsein In Einer Toxischen Beziehung: Langfristig Ein Trugschluss" hier auch als Infografik. Klicke auf den Lnk oder auf das Bild für einen großen PDF Anblick, und der Möglichkeit die infografik zu drucken. Hier findest Du alle unsere Glücklich sein infografiken.

Infografik Glücklichsein In Einer Toxischen Beziehung: Langfristig Ein Trugschluss

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Photo by Marco Jimenez on Unsplash

Publiziert am 
Nov 6, 2020
 in Katgorie
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