chwere Schicksalsschläge im Leben können uns aus der Bahn werfen. Zu ihnen gehören vor allem Krankheiten und Behinderungen. Aufgrund dieser fühlen sich die Betroffenen oft traurig, verzweifelt und schlittern nicht selten in einen depressiven Zustand. Der Lebensmut scheint verloren zu sein. Besonders schlimm ist dies, wenn es sich um eine schmerzhafte, chronische Krankheit oder eine erhebliche Behinderung handelt. Doch hin und wieder ist auch von Personen zu lesen, die ein Glücklichsein trotz Krankheit oder Behinderung erreicht haben. Wieso haben sie das geschafft?
Die Kunst der Anpassung
Die meisten Menschen gehen davon aus, eine Erkrankung oder Behinderung würde sie ins ewige Unglück stürzen.
Das kann so sein, aber es ist erstaunlicherweise nicht die Regel.
Umfangreiche Studien offenbaren, dass chronisch Kranke und Behinderte ein glückliches Leben führen können. Dialysepatienten stellen sich beispielsweise zumeist nach ein paar Monaten auf ihre Krankheit ein. Sie wissen, sie müssen mehrmals die Woche zur Dialyse, aber sie gewöhnen sich daran. Das Prinzip dahinter lautet Anpassung. Und Anpassung ist bekanntlich unerlässlich, wenn es ums Überleben geht.
Darüber hinaus greift die Gewöhnung. Menschen sind „Gewohnheitstiere“. Sie lieben ihre gewohnten Wege, da sie ihnen Sicherheit geben. Wer sich daran gewöhnt hat, mehrmals die Woche zur Dialyse zu gehen, wird sie nicht mehr als Schreckgespenst betrachten. Mit dem neuen Zustand wird sich arrangiert. Eine “neue Normalität” kehrt zurück ins Leben des Kranken und muss nicht immer als etwas Negatives wahrgenommen werden.
Der Umgang mit Krankheit oder Behinderung macht den Unterschied
Selbstverständlich steht außer Frage, dass schwere Krankheiten oder Behinderungen stets einen Einschnitt im Leben darstellen, jedoch ist viel entscheidender, wie der Betroffene damit umgeht.
Deutlich wird dies am Beispiel von Leo. Der junge Mann hatte mit Anfang 20 einen Autounfall. Seit diesem Zeitpunkt ist er auf den Rollstuhl angewiesen. Als die Ärzte ihm mitteilten, er werde nie wieder gehen können, brach für Leo eine Welt zusammen. Wie sollte er jetzt seine Träume realisieren? Er wollte sich doch irgendwann als Landschaftsarchitekt selbstständig machen. Reisen standen bei ihm auch ganz oben auf der Agenda – natürlich mit seiner Freundin Laura. Zwei Jahre litt Leo an depressiven Verstimmungen. Als er kurz vor dem Selbstmord stand, wusste er, er musste etwas ändern. Leo begriff, dass er seine Beine nicht austauschen konnte. Er musste also seine Einstellung zu seiner Behinderung verändern. Und das tat er erfolgreich. Im ersten Schritt arbeitete er daran, die Körperbehinderung als einen Teil von sich zu akzeptieren. Er begann, Basketball mit anderen Gehbehinderten zu spielen.
Dadurch lernte er Gleichgesinnte kennen, die ihm eine neue Welt nahebrachten.
Auf einmal entdeckte Leo sich neu. Er probierte unterschiedlichste Hobbys aus und nahm an Gruppenreisen mit anderen Gehbehinderten Teil. Darüber hinaus begann er das Studium zum Landschaftsarchitekten und bemerkte, dass er mithilfe von Grafikprogrammen prachtvolle Gärten gestalten konnte. Kurzum: Leo richtete sein Leben auf die Behinderung aus und suchte sein persönliches Glück an anderer Stelle. All dies war ein langer Prozess, aber er hat sich gelohnt. Leo ist heute glücklich mit seinem Leben. Natürlich würde er lieber keine Behinderung haben. Er erkannte jedoch, dass diese sein Glück nicht komplett beschneiden muss. Es gibt andere Wege, ein erfülltes Dasein zu haben.
Das Umfeld macht den Unterschied
Um glücklich trotz einer Behinderung oder Krankheit zu sein, ist die richtige innere Einstellung wichtig. Um sie zu finden und beizubehalten, ist es unerlässlich, Unterstützung von außen zu erfahren. Bei Leo waren es Sportgruppen mit Behinderten, die ihm die Augen öffneten. Sie zeigten ihm, dass er nicht nach einem „normalen“ Leben streben muss. Es ist auch anders möglich, glücklich zu sein. Darüber hinaus hatte Leo seine Eltern, die ihm halfen. Sie waren seine Stütze, wenn er wieder einmal eine unglaubliche Wut in sich spürte. Die Wut entstand, weil er sich im Leben eingeschränkt fühlte.
Durch seine neuen Aktivitäten kam das Gefühl, eingeschränkt zu sein, jedoch nur noch sehr selten auf.
In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass niemand die Last des Kranken oder des Behinderten komplett abnehmen kann. Angehörige können die Betroffenen allerdings unterstützen und ihnen dabei helfen, das Leben aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Überaus hilfreich sind zudem Selbsthilfegruppen mit Menschen, die das gleiche Schicksal teilen. Sie können praktische Tipps geben, wie sich der Alltag am besten managen lässt. Durch sie hat Leo gelernt, das gesunde Menschen für ihr Glück ebenso viel tun müssen wie chronisch Kranke oder Behinderte.
Nicht einfach: glücklich sein trotz Krankheit oder Behinderung
Voraussetzung für das Glücklichsein trotz Krankheit oder Behinderung ist, den Zustand zu akzeptieren. Dies ist sehr schwierig, wenn die Erkrankung oder Körperbehinderung das Leben stark einschränkt. Noch problematischer wird es, sobald der körperliche Zustand mit immensen Schmerzen verbunden ist. Chronische Schmerzen wie Clusterkopfschmerzen sind ein häufiger Grund für Selbstmord. Die Betroffenen fühlen sich mit ihrem Leid alleingelassen, da Ärzte dem oft machtlos gegenüberstehen. Eindimensionale Schmerztherapien wie das Nehmen von Medikamenten helfen zumeist nur kurzfristig. Wirksamer sind Schmerztherapien, bei denen psychologische Komponenten und Entspannungsübungen mit einbezogen werden. Erhält der Betroffene kompetente Hilfe und fühlt er sich aufgehoben, kann er Hoffnung schöpfen. Und hoffnungsvoll zu bleiben, ist für das Glücklichsein wichtig.
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