ie meisten von uns beschweren sich, zu wenig Freizeit zu haben. Sie hetzen von einem Termin zum anderen und haben teilweise sogar mehrere Jobs, damit das Geld zum Leben reicht. Ist die berufliche Arbeit getan, verhindern dann noch Aufgaben im Haushalt und private Verpflichtungen ein genüssliches Faulenzen. Der Wunsch nach mehr Freizeit kommt auf. Doch wie viel freie Zeit ist für eine gesunde Work-Life-Balance empfehlenswert? Kann zu viel Faulenzen dem Glücklichsein entgegenstehen?
Zeit: ein Einflussfaktor des Wohlbefindens
Zeit ist ein wertvolles Gut. Der Alltag von vielen ist streng durchgetaktet, um alle Aufgaben und Verpflichtungen unterzubringen. Gern werden digitale Terminplaner inklusive Weckfunktion genutzt, um vom Kundentermin bis zum Zahnarzttermin nichts zu vergessen. Smarte Haushaltsgeräte mögen uns inzwischen so manchen Zeitfresser abnehmen, aber mehr Zeit scheinen wir für uns deswegen nicht zu haben. Wie kommt das? Und ist das nicht schädlich für unser Wohlbefinden?
Das Gefühl, chronisch zu wenig Zeit für Privates und für das Faulenzen zu haben, kann belastend sein und sich negativ auf das Glücklichsein auswirken.
Berufliche und private Zwänge engen uns (gefühlt) ein und behindern so das Wohlbefinden. Unzufriedenheit macht sich breit. Wie wir auf sie reagieren, hängt von unserer Persönlichkeit ab. Der eine wechselt den Job, um die Work-Life-Balance zu optimieren, der andere arbeitet bewusst noch mehr, um finanzielle Unabhängigkeit in jungen Jahren zu erreichen. Eine andere Variante ist, in der Unzufriedenheit starr zu verharren oder durch einen riesigen Befreiungsschlag das komplette Leben umzustellen.
Bevor du dich für einen (vermeintlichen) Lösungsweg entscheidest, solltest du gut überlegen: Wie viel Freizeit brauche ich, um glücklich zu sein? Warte kurz! Gib jetzt keine vorschnelle Antwort, sondern denke darüber sorgfältig nach. Eine Studie aus den USA gibt hilfreiche Gedankenanstöße.
Studienergebnis: So viel Freizeit ist laut Wissenschaftlern gesund
US-amerikanische Wissenschaftler machten eine Untersuchung bei mehr als 35.000 Menschen bezüglich der Beziehung von Zufriedenheit und Freizeit. Wie viele Stunden freie Zeit macht die Studienteilnehmer glücklich? Was wird in der Freizeit getan, damit sie glücklich macht?
In der Studie galt als Freizeit die Zeit, die für Aktivitäten wie diese genutzt wurde:
- Sport
- Spielen mit den Kindern und Haustieren
- Fernsehen
- Faulenzen
- Sex
- Museumsbesuche, Theater usw.
- Freunde und Familie treffen
Die Studie offenbarte, dass sich die Studienteilnehmer gestresst fühlten, wenn sie weniger als zwei Stunden pro Tag für Aktivitäten wie diese Zeit hatten. Zwei Stunden und mehr hingegen wurden als befreiend empfunden. Die Probanden waren damit glücklicher.
Doch wie so oft im Leben ist auch der wichtige Lebensaspekt Freizeit ein Balanceakt. Zu viel davon kann unglücklich machen.
Die Studie gibt dafür einen Wert an:
Mehr als fünf Stunden Freizeit täglich, behindern das Glücklichsein auf Dauer.
Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, wie die freie Zeit verbracht wird und ob die Person Interaktionen mit anderen hat oder nicht. Wird die Freizeit mit Tätigkeiten gefüllt, die sich sinnvoll, produktiv und konstruktiv anfühlen, ist der Mensch auch mit mehr als fünf Stunden freie Zeit am Tag glücklich. Nur die Stunden mit Fernsehschauen oder dem ziellosen Internetsurfen zu füllen, scheint langfristig unglücklich zu machen. Schon der Philosoph Seneca sagte vor knapp 2.000 Jahren:
„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen."
Pauschalwerte schwierig anzusetzen
Für die persönliche Zufriedenheit ist es wichtig, hinreichend Freizeit zu haben. Wie viele Stunden dies sind, hängt von dir persönlich ab. Zudem gibt es Momente im Leben, in denen wir mehr Zeit für uns und unsere Gedanken brauchen. Dann gibt es wieder Phasen, in denen uns selbst stressige Wochen im Job nicht gleich in ein Burnout stürzen. Ein gewisses Maß an beruflichem Stress wird sicherlich sogar als stimulierend empfunden.
Die grob angegebenen zwei bis fünf Stunden Freizeit pro Tag solltest du als pauschale Richtlinie ansehen.
Wie erwähnt, gibt es Lebensphasen, in denen du mehr oder weniger Freizeit brauchst. Darüber hinaus ist wichtig, wie du die Freizeit nutzt, damit sie nicht zum Stressfaktor wird.
Sinngebende und erholsame Freizeit
Freizeit ist nicht gleich Freizeit. Lässt du auch in deine freie Zeit verstärkt Aktivitäten einziehen, die dir keine Freude bereiten, dient sie nicht der Erholung – im Gegenteil. Für deine Zufriedenheit und dein Glücklichsein ist es wichtig, deine Freizeit smart zu gestalten.
Ein Beispiel: Du spielst gern Volleyball. Der Verein, in dem du bist, gefällt dir allerdings nicht. Sowohl die Mitglieder als auch der Trainer und die Spielzeiten bereiten dir Bauchschmerzen. Lässt sich daran nichts ändern, musst du nicht gleich den Ball in die Ecke werfen und auf dem Sofa schmollen. Geh in einen anderen Verein oder gründe selbst einen. Gestalte dir deine Freizeit selbst! Natürlich kann sie dir nicht zu 100 % immer Wohlbefinden schenken. Auch die schönste und erholsamste Beschäftigung nach deinem Gusto kann hin und wieder unbefriedigend sein. Das macht nichts, denn das gehört dazu.
Wichtig ist auch, die Freizeit als sinnvoll zu empfinden. Was das für dich bedeutet, musst du selbst herausbekommen.
Der eine empfindet es als angenehm, Vögel zu beobachten oder Gartenarbeit zu betreiben. Der andere entspannt sich beim Lesen von Kunstbüchern oder der Suche nach Antiquitäten. Du wirst spüren, was dich nachhaltig glücklich macht. Entscheidend ist, dass dir die freie Zeit sogenannte Präsenzmomente beschert. Im populärwissenschaftlichen Sinne sind dies Momente, in denen du weder in der Vergangenheit schwelgst, noch in die ferne Zukunft denkst und planst.
Du bist einfach nur präsent. Das macht glücklich.
Ein Beispiel: Du kochst am Wochenende ohne Stress und Leistungsdruck ein aufwendiges Rezept nach. Dabei konzentrierst du dich ganz und gar auf die einzelnen Tätigkeiten, ohne dich durch Musik und ähnliches ablenken zu lassen.
Das Prinzip, sich zu 100 % in einer Aufgabe zu vertiefen, kennt übrigens auch der Buddhismus. Ob ein Nagel in die Wand gehauen oder Reis gekocht wird: Der Mönch konzentriert sich auf die Bewegungen, die dafür erforderlich sind und versinkt darin. Das ist eine Form der Meditation, die Achtsamkeit schafft und glücklich macht.
Ein bisschen Müßiggang kann ebenfalls guttun. Du darfst darin nur nicht versinken und einen Dauerzustand daraus machen. Legst du dich jedoch ganz bewusst für eine halbe Stunde auf das Sofa und genießt das Nichtstun, kann dies sehr erholsam sein. Das „Sinnlose“ kann sogar die Kreativität steigern. Die Gedanken wandern und dabei fällt einem oft das eine oder andere ein: Dinge, die man schon lange wollte, die aber in Vergessenheit geraten sind. Durch den Zustand dieser unverplanten Ruhe rücken Träume und Pläne wieder in den Blickpunkt. Das macht glücklich. Und selbstverständlich bleiben dabei Smartphone und Fernseher aus. ;-)
Dieser Artikel enthält Links zu den folgenden Beiträgen:
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- Glücklich Sein Ohne Familie: Eine Frage Der Einstellung
- Glücklich Sein Mit Dir Selbst: Voraussetzung Fürs Persönliche Glück
- Glücklich Sein Für Anfänger: 5 Übungen
- Glücklich Sein: Machen Haustiere Glücklich?
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