it dem Glücklichsein ist das so eine Sache. Du kannst dein Leben noch so gut planen und noch so umsichtig sein, manchmal kommen Umstände von außen auf dich zu, die dich unglücklich machen. Das lässt sich nicht ändern. Von der Corona-Problematik bis hin zur Energiekrise gibt es Dinge, die der Einzelne nicht in der Hand hat. Was jetzt? Wie vertreibt man die mentalen Spinnweben aus dem Kopf? Die Antwort überrascht: Geh wandern und füttere so Gehirn, Körper sowie Seele mit glücklich machenden Eindrücken. Das wirkt! Ehrlich!
Wandern als Präventiv- und Behandlungsmaßnahme beim Unglücklichsein
So manch ein belesener Mediziner schreibt das Wandern auf den Rezeptzettel. Kein Scherz. Es ist ein wahres Wundermittel gegen Depressionen, Kummer, Unzufriedenheit und genereller Antriebslosigkeit. Auch beim Burnout kann es sehr gute Dienste leisten. Die Gründe hierfür sind vielfältig und längst nicht komplett erforscht. Hier ein paar Beispiele:
- Durch die Bewegung an der frischen Luft in der Natur produziert dein Körper mehr vom Glückshormon Endorphine.
- Dein Körper wird vermehrt mit Sauerstoff versorgt, was das Energielevel hebt, und die Konzentration erhöht.
- Studien deuten darauf hin, dass ein regelmäßiges Wandern das Selbstvertrauen stärken und den Stress abbauen kann.
- Durch das Wandern reduzierst du ein unproduktives Grübeln und depressive Gedanken, denn du richtest deine Aufmerksamkeit von deiner inneren Welt auf die äußere.
- Die Sonne beim Wandern löst Glücksgefühle aus. Dafür muss kein perfektes Wetter herrschen. Es reicht aus, wenn ab und zu Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen.
- Wandern hilft, Vitamin D zu produzieren, da du dich draußen unter freiem Himmel aufhältst.
- Ob das Bewegen der Blätter oder das Hüpfen der Eichhörnchen von Baum zu Baum: In der Natur erfährt dein Gehirn eine glücklich machende Stimulation, indem deine Augen diesem Treiben folgen.
- Oft stellt sich beim Wandern eine neue Perspektive zu Sachverhalten ein. Du betrachtest Probleme oder Situationen plötzlich von mehreren Seiten, was dir dabei helfen kann, sie objektiver zu beleuchten, Lösungen zu finden oder sie als gegeben zu akzeptieren.
- Du genießt eine Auszeit vom Alltag, der von zahllosen Reizen, Verpflichtungen und Ärgernissen geprägt ist. Das entspannt.
In Japan eine anerkannte Therapieform: Shinrin-Yoku – Waldbaden
Wie glücklich das Wandern machen kann, haben die Japaner bereits in den 1980er-Jahren offiziell anerkannt. Dort gibt es das Waldbaden bzw. Shinrin-Yoku, was sich inzwischen zu einem internationalen Gesundheitstrend entwickelt hat. Hinter dieser fast schon romantischen Begrifflichkeit verbirgt sich ein bewusstes Spaziergehen oder Wandern durch einen Wald. Frei aus dem Japanischen übersetzt heißt es auch "Eintauchen in die Waldatmosphäre" oder "Waldbaden". Hierzu gehört auch, sich hin und wieder auf eine Bank zu setzen, um das unverfälschte Treiben der Natur zu bewundern. Manche umarmen auch einen Baum. Du kannst die Finger in den Waldboden stecken und sanft über Blätter streichen. Kurzum: Beim Waldbaden verbindest du das eigentliche Wandern mit einem bewussten Erleben der Natur. Deswegen trägt es auch den Beinamen „City-Detoxing“.
Da der Mensch die positive Wirkung des Waldbadens auf Geist und Körper nicht einfach so akzeptieren kann, sondern eine Antwort auf das „Warum“ braucht, gibt es zahllose Studien rund um das Thema.
Japanische Untersuchungen offenbaren, dass sich durch den Spaziergang im Wald der Stress bei Menschen, die ansonsten im urbanen Raum leben, reduziert. Das zeigen sogar Blutdruck, Puls und Kortisol-Level im Blut. Bereits nach einer Stunde Aufenthalt im Wald sinken diese.
Parallel dazu scheint der Wald, eine positive Wirkung auf das Immunsystem zu haben. Das liegt vermutlich an der körperlichen Betätigung und durch die Reduzierung des Stresslevels. Ob einige Baumarten sich für das Waldbaden besser eignen als andere, ist ein Streitthema. Wichtiger ist, dass du dich in der Umgebung wohl und aufgehoben fühlst.
Tipps zum Glücklichsein durch Wandern
Du musst das Thema Wandern nicht unnötig verkomplizieren, um daraus Glücksmomente zu ziehen. Würdest du das tun, kann die Unternehmung ins Gegenteil schlagen. Im ersten Schritt ist es wichtig, sich eine Region auszusuchen. Vielerorts in Deutschland gibt es im direkten Umfeld zum Wohnort kleine Wälder oder weitläufige Felder der Bauern. Sie reichen bereits aus. Du brauchst keinen Bayerischen Wald oder den Schwarzwald dafür. Bedenke bei der Auswahl des Wandergebiets, dass es gut und schnell erreichbar sein sollte. Macht die Anreise zu viel Stress, verringern sich die positiven Effekte durch den Spaziergang an der frischen Luft.
Bist du dir unsicher, wo es in deiner Umgebung geeignete Flächen gibt, dann frag einen Hundebesitzer.
Sie kennen sich oft gut aus, da sie hin und wieder lange Spaziergänge in der freien Natur mit ihrem Tier unternehmen. Sobald das „Wo“ feststeht, geht es an das „Wie“. Feste, bequeme Schuhe sind ein Muss. Auch die Kleidung sollte angenehm am Körper sitzen. Für lange Wandertouren ist eine Wanderkleidung inklusive Wanderschuhe ratsam. Möchtest du lediglich ausgiebige Spaziergänge in der Natur machen, reicht eine bequeme Alltagsbekleidung.
Vor Ort in der Natur startest du mit deinem Spaziergang oder deiner Wanderung. Überfordere dich nicht, da du ansonsten schnell die Lust daran verlierst. Um die Schönheit der Umgebung in dich aufzunehmen, ist es ratsam, hin und wieder eine Pause zu machen. Schau dir dann die Natur ganz genau an, atme tief und konzentriere dich auf die Geräusche um dich herum. Das vertieft dein Naturerlebnis.
Einfach loslaufen und genießen
Um durch das Wandern ein Stückchen glücklicher zu werden, bedarf es keiner großen Vorbereitung. Wie du an den Ausführungen ersiehst, kannst du damit sofort starten. Wie positiv sich diese Betätigung an der frischen Luft auf deinen Körper und Geist auswirken kann, hat der Autor und Philosoph Albert Kitzler im Rahmen der Frage „Macht Wandern glücklich“ treffend zusammengefasst: „Ja, aber natürlich nicht jeden und nicht immer.
Es gibt beim Glück keine Patentrezepte, das wäre zu einfach. Es gibt aber viele Elemente eines glücklichen Lebens, die sich in der praktischen Philosophie ebenso wie beim Wandern finden.
Die Frage ist nur, was der Einzelne daraus macht. (…) Man kommt zum Beispiel aus dem Hamsterrad raus, aus dem Stress beruflicher, gesellschaftlicher oder familiärer Verpflichtungen. Wandern schafft eine Stille und Distanz zum Alltag – und gibt uns so Gelegenheit, einmal ganz in Ruhe auf uns selbst und unser Leben zu schauen. Es kommt hinzu, dass Wandern in der Natur stattfindet. Da gibt es Gerüche, Geräusche, klare Luft oder schöne Aussichten, die etwas in uns auslösen – wir werden auf unsere natürlichen Wurzeln verwiesen.“
Dieser Artikel enthält Links zu den folgenden Beiträgen:
- Glücklich Sein: Trigger, Die Dein Glück Verhindern
- Burnout: Wer Ist Schuld? Eine Selbstanalyse
- Glücklich Sein: So Grübelst Du Weniger
- Glücklich Sein: Das Ist Für Innere Ausgeglichenheit Wirklich Wichtig
- Was ist Shinrin Yoku?
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