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lisa ist im Leben erfolgreich. Sie hat seit fünf Jahren ihren eigenen Blumenladen, was ihr Kindheitstraum war. Seit vier Jahren ist sie mit einem lieben Mann verheiratet und beide haben zusammen einen dreijährigen Sohn, der ihnen viel Freude bereitet. Wenn er nicht im Kindergarten oder bei der Oma ist, verbringt er Zeit im Blumenladen. Elisas Mitarbeiter haben neben ihr selbst immer ein Auge auf ihn. Keine Frage: Elisa steht im Leben. Sie schafft alles, was sie sich vorgenommen hat. Dennoch will sich bei ihr keine Zufriedenheit einstellen. Woran kann das liegen? Macht sie vielleicht den sogenannten „Ankunftsfehler“?

Was ist der Ankunftsfehler?

Bekanntlich führen viele Wege zum Glück. Jeder definiert es für sich selbst. Die einen finden Erfüllung in einem naturnahen Leben, die anderem im Sport, die nächsten in den Enkelkindern usw. Der Weg zum persönlichen Glücklichsein ist nicht klar vorgezeichnet. Das klingt enttäuschend, aber birgt auch jede Menge Freiheit und Flexibilität. Diese sollten wir zu schätzen wissen. Doch es gibt noch einen weiteren Aspekt, den wir nicht vergessen dürfen: den Ankunftsfehler. Ihn hat der US-amerikanisch-israelische Glücksforscher Tal Ben-Shahar definiert. Mit dem sogenannten Arrival Fallacy – dem englischen Wort für Ankunftsfehler – umschreibt er den häufigen Irrglauben, dass wir durch das Erreichen eines Ziels nachhaltig glücklich sein werden. Typische Ziele wären:

  • Die Findung eines Partners.
  • Die Geburt eines Kindes.
  • Ein sehr gutes Gehalt.
  • Das Traumgewicht.
  • Der Kauf des Wunschhauses.
Wenn das Leben einfach wäre, dann wären wir mit dem Erreichen unserer persönlichen Ziele für immer glücklich.

Das stimmt allerdings leider nicht. Sicherlich ist es ratsam, sich Ziele zu setzen und jeder darf sich über das Erreichen freuen. Allerdings bedeutet dies nicht, generell im Glücklichsein angekommen zu sein. Der Glücksmoment über die Zielerreichung währt nur kurz. Dann suchen wir schon wieder nach neuen Zielen. Wäre das nicht so, dann würde der Mensch wohl noch auf Bäumen hocken. Ob das so schlimm wäre, ist ein anderes Thema. ;-)

Wo liegt der Fehler beim Ankommen?

Das Ankommen ist beim Ankunftsfehler nicht der Fehler. Es ist wünschenswert und erstrebenswert. Der Fehler liegt in der Einstellung bzw. der Erwartungshaltung. Sagst du dir beispielsweise „Wenn ich mein Wunschgehalt von 65.000 Euro pro Jahr erreicht habe, werde ich endlich glücklich sein“, dann wirst du in Wahrheit nie wirklich glücklich sein. Du erwartest zu viel von dem Erreichen dieses Ziels. Zweifelsohne kann es zum Glücklichsein beitragen, aber es ist stets nur ein Baustein für deine Zufriedenheit.

Erfolg neu definieren

Um den Ankunftsfehler und die damit einhergehenden Enttäuschungen zu vermeiden, ist es unerlässlich, Erfolg neu zu definieren. Es geht nicht darum, einmal den großen Sieg nach Hause zu tragen oder den Gipfel zu erstürmen. Erfolg und damit Leistung sind keine Endpunkte. Vielmehr geht es um die Reise in Richtung der persönlichen Lebensziele. Dieser Gedanke erinnert an Konfuzius. Der chinesische Philosoph, der zwischen 551 und 479 vor Christi gelebt hat, soll gesagt haben: „Der Weg ist das Ziel.“ Damit möchte er ausdrücken, dass der Weg zu einem gewählten Endergebnis wichtiger ist als das Ziel an sich.

Darin verbirgt sich eine weitere Weisheit: Auf dem Weg zu unserem selbst definierten Ziel, kommen wir vielleicht vom eigentlichen Pfad ab. Unter Umständen verändern sich unsere Lebensumstände und mit ihnen unsere Lebenseinstellungen, wodurch sich unser Ziel verschiebt. Den Weg als Ziel zu begreifen, heißt nicht, niemals etwas zu erreichen.

Im Gegenteil. Du teilst dir das Leben in Teilzielen auf, aber weißt, dass du immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen darfst und dir die Flexibilität zur Anpassung bewahrst. Ist das nicht spannend?

Der Ankunftsfehler provoziert unmoralisches Verhalten

Menschen, die verbissen an ihren Zielen arbeiten, sind oft sehr einsame Menschen. Das liegt daran, dass sie rücksichtslos agieren, denn das Ankommen bei ihrem Ziel steht über allem. Ihre Familie, ihre Kollegen und ihre anderen Mitmenschen leiden darunter. Vermeidbare Opfer, wie das Scheitern einer glücklichen Beziehung werden hingenommen, denn es geht nur noch um das Erreichen des einen Ziels. Der Endpunkt wird so stark fixiert, dass nichts anderes zählt. Einige Menschen riskieren dafür nicht nur soziale Beziehungen, sondern auch ihre Freiheit, indem sie sich aus krankhaftem Eifer in kriminelle Machenschaften verwickeln, um somit vermeintlich schneller ans Ziel zu kommen.

Das Wertvollste im Leben sollte nicht eine Trophäe sein, die man wegen eines Sieges in den Händen hält, sondern es sind die geliebten Menschen, die einen umgeben und zu einem halten.

Sie sind wichtiger als alles andere. Zwischenmenschliche Bindungen und das ehrliche Helfen unserer Mitmenschen trägt entscheidend zu unserem persönlichen Glücklichsein bei. Wer nur zwei Stunden pro Woche in den Dienst anderer stellt, gewinnt deutlich an Zufriedenheit und damit an Glücksgefühlen. Geld hat diese Macht nicht. Der Grund dahinter ist einfach: Menschen sind soziale Wesen. Nur in Gruppen konnten sie einst ihr Überleben sichern. Sie waren wortwörtlich auf andere angewiesen. Heutzutage sind sie es nur aus „mentaler“ Sicht.

Das Glück liegt in dir selbst

Es kann gar nicht oft genug betont werden, dass das Glück in dir selbst liegt. Das hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern ist ein logisches und bewiesenes Prinzip. Wer sich zu stark von äußeren Umständen abhängig macht, der schlittert rasch in ein Gefühl der Unzufriedenheit. Möchtest du vom Urteil anderer abhängig sein? Ist es nicht viel schöner, selbstbestimmt und damit freier zu leben? Das werden deine Mitmenschen an dir zu schätzen wissen. Klar, darfst und solltest du weiterhin deine Ziele verfolgen. Tu dies aber nicht auf unsoziale und skrupellose Weise. Erhoffe dir auch nicht, durch das Erreichen der Ziele auf ewig glücklich zu sein. Der Mensch ist dafür nicht geschaffen. Er strebt immer nach mehr. Das „Mehr“ solltest du aber nicht allein in materiellen Reichtümern suchen, sondern in deiner Persönlichkeitsentwicklung. Manche Philosophen bezeichnen dies als Seelenausdehnung. Sie hört niemals auf, was wahrer Reichtum ist!

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Photo by Bernard Hermant on Unsplash

Publiziert am 
May 16, 2022
 in Katgorie
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